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Künstler: Judas Priest

Album: Angel of retribution

Erscheinungsjahr: 2005

Anspieltipp: Fehlanzeige

Autor: Markus

Mit einem furchterregenden, nicht enden wollenden Eunuchenschrei starten Judas Priest in ihr neues „Angel of retribution“ betiteltes Album und verdeutlichen unmissverständlich, dass ihr verloren geglaubter Sohn namentlich Rob Halford nach fast 15 Jahren Abwesenheit wieder ins Bandgefüge zurückgefunden hat. Was bei Jüngern der Metal Dinos für kollektive Freudentänze sorgen dürfte, treibt mir hingegen das blanke Entsetzen und die Schamesröte ins Gesicht, denn bereits der Opener „Judas Rising“ lässt erahnen, dass die Priester die Zeit, in welcher Halford nicht zugegen war, schlicht und einfach verschlafen haben müssen. Zwar hatte man mit „Jugulator“ und „Demolition“ zwei halbgare Alben unters Volk gebracht, mit denen selbst eingefleischte Priest Fanatiker nicht warm wurden und für die man den jetzigen Iced Earth Sänger Tim Owens verpflichtet hatte, dennoch scheint man die etwas modernere Ausrichtung dieser Platten wieder komplett über Bord geworfen zu haben und zu ganz und gar altbackenen Kompositionen zurückkehren zu wollen. „Judas Rising“ jedenfalls ist ein überaus simpler uninspirierter Rocker aus der Mottenkiste der 70er Jahre geworden. Durch Halfords unglaublich piepsigen Gesang ist schon hier das erste Mal die Schmerzgrenze weit überschritten. Wer mir jetzt allen ernstes etwas von einer neuen Bandhymne erzählen will, dem ist meiner Meinung nach nicht mehr zu helfen.

Es ist ja wunderschön, dass Judas Priest einen Kontrakt mit dem Gehörnten unterzeichnet haben, nichts desto trotz strotzt auch das nun folgende „Deal with the devil“ nur so vor Ideenlosigkeit und langweiligem schon tausendfach gehörten Gitarrenspiel. Von einem Refrain indes kann hier gar keine Rede sein. Da hilft es auch nichts, dass Produzent Roy Z bei diesem Song mitkomponieren durfte. Weiter geht’s mit der ersten Singleauskopplung „Revolution“, die angeblich äußerst zwiespältige Reaktionen bei den Fans der Band hervorgerufen hat. Kein Wunder, denn mit einem derart blutarmen und kitschigen Song, der einmal mehr klingt, als wenn Opa ihn vor etlichen Dekaden in einem Geräteschuppen versteckt und jetzt wieder entstaubt hätte, kann man heutzutage einfach nicht mehr punkten. In „Worth fighting for“ erinnert die Truppe dann an die vermeintlichen Metal gods von Manowar und lässt jetzt auch noch jegliche Eigenständigkeit vermissen, während sie sich in „Angel“ an einer Ballade versucht. Ich habe im Zusammenhang mit diesem Track häufig das Adjektiv gefühlvoll gelesen, würde den Gesang Rob Halfords aber eher als gequält und merkwürdig anmutend beschreiben. Aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. In „Hellrider“ gibt es dann wieder reichlich von Rob Halford’s Kopfstimme zu hören, was mich dieses Mal endgültig an den Rand eines mentalen Kollapses bringt. Wie kann ein menschliches Wesen derart hohe Laute produzieren? Zumindest auf diesem Gebiet muss man dem Rückkehrer eine unglaubliche Leistung bescheinigen.

Beim abschließenden und leider auch über 13 Minuten Spielzeit umfassenden „Lochness“ weiß ich nicht mehr, ob ich nun lachen oder lieber weinen soll. Jedenfalls scheint der Refrain aus einem unterdurchschnittlichen Europa-Kinderhörspiel entliehen zu sein. Jedes mal wenn dieser sich wieder den Weg durch die hölzernen Riffs von Tipton und Downing bahnt, ist man irgendwie den Tränen nahe, wobei ich nicht sagen kann, ob es Tränen der Belustigung oder ebensolche der Verzweiflung sind. Wie auch immer, „Lochness“ ist zwar der längste Song der Priest Historie geworden, mit Sicherheit aber kein qualitativ hochwertiger.

„Angel of retribution“ ist ein wahrhaftiger Offenbarungseid. Altbackener als die Priester klang in diesem Jahrtausend noch niemand. Inspiration und Innovation sucht man ebenfalls mit der Lupe. Entweder die Band zitiert sich selbst oder sie macht sich völlig lächerlich. Die Metal Community braucht 2005 einfach kein neues Judas Priest Album, es stehen genug frischere Bands bereit, die schon vor langer Zeit die Speerspitze eines Genres übernommen haben, welches durchaus wandlungsfähig ist und nicht ausschließlich in Nostalgie schwelgt.

 

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